In vielen Fällen wird die Konfiguration automatisch passieren und Sie selbst müssen gar nichts tun. Aber manchmal müssen Sie etwas einstellen oder Sie möchten die aktuellen Einstellungen feststellen. In diesem Fall müssen Sie mit den beiden Teilen der Konfiguration des seriellen Ports unter Linux vertraut sein:
Der erste Teil (Low-Level-Konfiguration) weist dem Port eine
I/O-Adresse, einen IRQ und einen Namen (z.B. ttyS2
) zu. Die I/O-Adresse
und der IRQ müssen sowohl in der Hardware eingestellt als auch dem
Gerätetreiber mitgeteilt werden. Im Folgenden werden wir dies kurz als
»io-irq«-Konfiguration bezeichnen. Der setserial
-Befehl wird
verwendet, um die Werte dem Gerätetreiber mitzuteilen. Über PnP,
Jumper usw. werden die Hardware-Einstellungen festgelegt.
Die Einzelheiten hierzu werden später beschrieben. Wenn Sie diese
Werte einstellen müssen, aber einige wichtige Details nicht verstehen,
können Sie leicht in Schwierigkeiten geraten.
Der zweite Teil (High-Level-Konfiguration) weist dem Port eine
Geschwindigkeit (z.B. 38,4 kBit/s) zu, schaltet die Flusskontrolle ein
usw. Dies wird häufig von Kommunikationsprogrammen wie z.B. pppd
,
minicom
oder getty
übernommen. Diese High-Level-Konfiguration
kann auch mithilfe des stty
-Befehls durchgeführt
werden. stty
ist auch nützlich, um den momentanen Status zu
ermitteln, falls Probleme auftreten oder das Terminal-Interface auf
den Normalzustand zurückzusetzen, indem Sie z.B.
stty sane
eingeben.Siehe auch den Abschnitt »Stty« im Serial HOWTO. Wenn Linux gestartet wird, so versucht das System herauszufinden, welche seriellen Ports existieren und für diese Ports wird eine Low-Level-Konfiguration durchgeführt. Was genau passiert, hängt vom BIOS, der Hardware, der Linux Distribution usw. ab. Wenn die serielle Schnittstelle funktioniert, gibt es für Sie evtl. keinen Grund, irgend etwas zu konfigurieren. Anwendungsprogramme führen die High-Level-Konfiguration oft selbständig durch, aber Sie müssen eventuell zuvor einige Informationen eingeben, um dies zu ermöglichen. Mit seriellen PnP-Ports, wie sie oft in internen Modems enthalten sind, ist die Situation noch komplexer geworden. In folgenden Fällen müssen Sie eine Low-Level-Konfiguration durchführen (d.h. IRQ und I/O-Adresse einstellen):
Ab der Kernelversion 2.2 können Sie mehr als zwei serielle Ports verwenden, ohne eine Low-Level-Konfiguration durchführen zu müssen, indem mehrere serielle Ports sich einen Interrupt teilen (Interrupt Sharing). Aber dies muss nicht einfacher sein als die Low-Level-Konfiguration. Siehe auch Gemeinsame Verwendung von Interrupts ab Kernel 2.2.
Die Low-Level-Konfiguration (d.h. das Einstellen des IRQ und der I/O-Adresse) verursacht offensichtlich mehr Probleme als die High-Level-Konfiguration, obwohl sie meist automatisch abläuft, ohne dass man etwas tun müßte. Deshalb beschäftigt sich der überwiegende Teil dieses Abschnitts mit diesem Thema. Der serielle Port wird u.U. überhaupt nicht funktionieren, solange der Gerätetreiber nicht die richtigen Werte für den IRQ und die I/O-Adresse weiß. Es ist sehr wahrscheinlich, dass er nichteinmal von Linux gefunden wird. Selbst wenn der Port gefunden wird, kann es sein, dass er nur sehr langsam arbeitet, falls der IRQ falsch eingestellt ist. Siehe auch Text erscheint auf dem Bildschirm nur langsam und nach langen Wartezeiten.
In der Wintel-Welt werden die I/O-Adresse und der IRQ als »Ressourcen« bezeichnet, daher konfigurieren wir bestimmte Ressourcen. Zur Wiederholung: die Low-Level-Konfiguration besteht daraus, zwei Werte (für den IRQ und die I/O-Adresse) an zwei Orten abzulegen:
setserial
-Befehl ausgeführt wirdZur Kontrolle können Sie die Meldungen verfolgen, die während des Bootvorgangs am Bildschirm ausgegeben werden. Normalerweise sind die Angaben richtig. Aber wenn Sie Probleme haben, ist es sehr wahrscheinlich, dass einige dieser Meldungen nicht die wahre Konfiguration der Hardware angeben (und das kann man auch nicht erwarten); siehe I/O-Adresse und IRQ: Meldungen beim Booten.
Hier ist eine Auflistung von häufigen Fehlern:
setserial
-BefehlEr wird aufgerufen (ohne die Option »autoconfig«) und es wird angenommen, dass dabei die Werte aus der Hardware gelesen wurden, was aber nicht der Fall ist.
setserial-Meldungen
Man geht fälschlicherweise davon aus, dass die beim Booten angzeigten Meldungen angeben, wie die Hardware wirklich konfiguriert ist.
/proc/interrupts
Wenn der serielle Port nicht verwendet wird, werden seine Interrupts hier nicht angezeigt, und fälschlicherweise wird angenommen, dass der serielle Port nicht gefunden werden kann (oder kein IRQ eingestellt ist).
/proc/ioports
Es wird häufig angenommen, dass hier die
Hardware-Konfiguration angezeigt wird, während in Wirklichkeit etwa
die gleichen, eventuell fehlerhaften Informationen angezeigt werden wie
beim setserial
-Befehl.
In vielen Fällen wird während des Bootens eine automatische aber
nicht immer richtige Low-Level-Konfiguration der seriellen Ports
durchgeführt. Die Meldungen, die beim Booten auf den Bildschirm
geschrieben werden, geben darüber Aufschluss. Vernachlässigen Sie auch
nicht die BIOS-Meldungen; sie erscheinen noch bevor Linux geladen
wird. Meldungen, die nicht mehr auf dem Bildschirm sichtbar sind,
können Sie mit der Tastenkombination »Shift-Bild-nach-oben« wieder
zurückholen. Der Befehl dmesg
kann verwendet werden, um jederzeit
die Boot-Meldungen anzuzeigen, häufig erscheinen aber wichtige
Meldungen nicht. Das Folgende ist ein Beispiel der Boot-Meldungen
(Stand: Mitte 1999). Beachten Sie, dass »ttyS00« das selbe bedeutet wie
/dev/ttyS0
.
Zunächst sehen Sie, was von Linux erkannt wurde; aber der IRQ ist nur geraten:
Serial driver version 4.27 with no serial options enabled
ttyS00 at 0x03f8 (irq = 4) is a 16550A
ttyS01 at 0x02f8 (irq = 3) is a 16550A
ttyS02 at 0x03e8 (irq = 4) is a 16550A
Etwas später können Sie sehen, welche Werte abgespeichert wurden, aber sie sind ebenfalls nicht unbedingt richtig:
Loading the saved-state of the serial devices...
/dev/ttyS0 at 0x03f8 (irq = 4) is a 16550A
/dev/ttyS1 at 0x02f8 (irq = 3) is a 16550A
/dev/ttyS2 at 0x03e8 (irq = 5) is a 16550A
Beachten Sie, dass es hier einen Widerspruch gibt: die erste Meldung
zeigt für ttyS2
den IRQ=4 an, während die zweite Meldung für diesen
Wert IRQ=5 ausgibt. Vielleicht sehen Sie nur die erste Meldung.
Meistens ist die letzte Meldung die richtige. Wenn Sie Schwierigkeiten
haben, kann dies sehr verwirrend sein. Bevor Sie die detaillierten
Erklärungen im Rest dieses Abschnittes durcharbeiten, ist es vielleicht
das Beste, Sie probieren Ihren seriellen Port einfach aus. Wenn alles
funktioniert, ist es nicht unbedingt notwendig, hier weiterzulesen.
Die zweite Meldung ist die Ausgabe des setserial
-Befehls, der
beim Booten ausgeführt wird. Sie zeigt an, was der Gerätetreiber für
die korrekte Konfiguration hält. Aber auch dies kann falsch sein. Z.B.
könnte IRQ=8 in der Hardware eingestellt sein (in diesem Fall sind
beide Meldungen falsch). Der IRQ=5 wird angezeigt, weil irgend jemand
fälschlicherweise diesen Wert in einer Konfigurationsdatei (o.ä.)
angegeben hat. Die Tatsache, dass Linux manchmal von falschen Werten
für den IRQ ausgeht liegt darin begründet, dass Linux diese IRQs nicht
ausprobiert. Linux geht einfach von den Standardwerten aus (erste
Meldung) oder akzeptiert die Werte, die Sie während der
Konfiguration angegeben haben (zweite Meldung). Keiner der beiden
Angaben ist notwendigerweise richtig. Wenn der serielle Gerätetreiber
mit einem falschen IRQ arbeitet, ist der serielle Port sehr langsam
oder funktioniert evtl. überhaupt nicht.
Die erste Meldung ist das Ergebnis des Versuchs, die seriellen Ports
anzusprechen. Wenn hier ein Port auftaucht, heißt das, dass er existiert,
aber der angegebene IRQ kann falsch sein. Linux überprüft IRQs nicht,
weil das nicht sehr sicher ist, sondern geht einfach von den
Standardwerten aus. Sie können sie mit dem setserial
-Befehl
und der autoconfig
-Option manuell prüfen, aber auch hier gibt
es keine Garantie für die Richtigkeit der Werte.
Die Hardwareeinstellung wird durch die als erstes sichtbaren BIOS-Meldungen
angezeigt. Wenn Sie über einen seriellen PnP-Port verfügen, ist es
möglich, dass das Programm isapnp
aufgerufen wird und diese
Einstellungen geändert werden. Beachten Sie hierzu die Meldungen, nachdem
Linux gestartet wurde. Die letzte Meldung des seriellen Ports im obigen
Beispiel sollte mit den BIOS-Meldungen übereinstimmen. Wenn dies nicht
der Fall ist, dann müssen Sie entweder die Hardware-Einstellungen ändern,
oder Sie verwenden setserial
, um dem Treiber die tatsächliche
Hardwareeinstellung mitzuteilen.
Wenn Sie serielle PnP-Ports verwenden, wird Linux ausserdem diese Ports nicht finden, solange der IRQ und die I/O-Adresse der Hardware nicht durch die PnP-Software eingestellt wurden. Dies ist häufig der Grund, dass die Meldungen beim Start keinen existierenden seriellen Port anzeigen. Eventuell kann die PC Hardware (ein PnP BIOS) diese Low-Level-Konfiguration automatisch vornehmen. Das Vorgehen für die PnP-Konfiguration wird später erklärt.
Der letzte Abschnitt zeigte, wie man diese Informationen ermitteln kann, indem man die Meldungen beim Start des Systems auswertet. Eine andere Überschrift für diesen Abschnitt könnte auch heißen: »Andere Wege, um die I/O-Adresse und den IRQ herauszufinden«. Falls Ihnen die Meldungen beim Start ausreichend Information liefern, brauchen Sie diesen Abschnitt nicht unbedingt zu lesen.
Es gibt zwei mögliche Antworten auf die Frage »Wie ist die richtige I/O-Adresse und der richtige IRQ für meinen seriellen Port?«:
setserial
gesetzt und angezeigt). Beide Werte sollten übereinstimmen. Wenn Sie Schwierigkeiten haben (eingeschlossen Kommunikationsprogramme, die nicht kommunizieren können), kann dies bedeuten, dass diese beiden Einstellungen nicht übereinstimmen. Dies heißt mit anderen Worten, dass der Treiber falsche Informationen über die physikalisch vorhandene Hardware hat. Wenn der Gerätetreiber von einer falschen I/O-Adresse ausgeht, wird er versuchen, Daten an einen nicht vorhandenen seriellen Port zu senden, oder gar an ein anderes Gerät als an einen seriellen Port. Wenn die Treibersoftware auf einen falschen IRQ hört, wird sie keine Unterbrechungsanforderungen vom seriellen Port empfangen, was zu einem Überlauf des Buffers im seriellen Port und zu sehr langen Antwortzeiten führen kann (siehe auch Text erscheint auf dem Bildschirm erst nach langen Verzögerungen. Falls der Treiber von einem anderen als dem installierten UART Typ ausgeht, können sich ebenfalls Probleme ergeben. Um festzustellen, ob beide I/O-IRQ Wertepaare identisch sind, müssen Sie Antworten auf die Fragen der nächsten beiden Abschnitte finden.
Das ist leicht herauszufinden. Sehen Sie sich einfach die Meldungen beim Systemstart an oder verwenden Sie folgenden Befehl:
setserial -g /dev/ttyS*
Wenn alles funktioniert, stimmen die so
ermittelten Werte höchstwahrscheinlich mit den in der Hardware
konfigurierten Werten überein. Es gibt auch einige andere Möglichkeiten,
diese Informationen zu erhalten, indem Sie sich
bestimmte »Dateien« im /proc
-Verzeichnis ansehen. Wichtig ist es
aber, immer daran zu denken, dass nur die Werte angezeigt werden, von
denen der Gerätetreiber ausgeht. Manche sehen sich bestimmte Dateien im
/proc
-Verzeichnis an und denken, dass das, was sie sehen, auch in der
Hardware eingestellt ist, dies muss aber nicht notwendigerweise so sein.
/proc/ioports
zeigt die I/O-Adressen, die die Treiber verwenden.
/proc/interrupts
zeigt die IRQs, die von Treibern laufender Prozesse
(welche eine Gerätedatei geöffnet haben) verwendet werden.
Beachten Sie, dass Sie in beiden o.g. Fällen nur sehen, was der
Treiber denkt, und nicht unbedingt, was wirklich in der Hardware
eingestellt ist. /proc/interrupts
zeigt auch, wie oft die Interrupts
für ein bestimmtes Gerät bereits ausgelöst wurden (häufig viele
tausend Male). Dies kann Hinweise zur Fehlersuche geben, denn wenn Sie
eine große Zahl von bereits ausgelösten Interrupts sehen, bedeutet dies,
dass es irgendwo auch Hardware gibt, welche diesen Interrupt verwendet.
Wenn nur einige wenige Interrupts angezeigt werden, bedeutet das nicht,
dass diese Interrupts wirklich durch einen seriellen Port erzeugt wurden.
Wenn Sie also fast keine Interrupts für einen Port feststellen, den
Sie versuchen zu verwenden, könnte dieser Interrupt nicht auf der
Hardware eingestellt sein und dies bedeutet, dass der Treiber einen
falschen Interrupt verwendet. Um sich den Inhalt von /proc/interrupts
anzusehen, während ein Programm läuft, das die zu überprüfenden Interrupts
verwendet (wie z.B. minicom
), sollten Sie versuchen, eine Shell
auszuführen, ohne das Programm zu verlassen (z.B. auf einer anderen
virtuellen Konsole oder in einem zweiten xterm-Fenster).
Wie können Sie herausfinden, auf welche I/O-Adressen und auf welchen IRQ
die Hardware tatsächlich eingestellt sind? Vielleicht erhalten Sie aus
den BIOS Meldungen einige Information, bevor Linux startet. Verwenden
Sie die »Shift-PageUp«-Taste, um rückwärts durch die Meldungen zu
blättern, und sehen sie sich die allerersten Meldungen an, die vom BIOS
stammen, als Linux noch nicht gestartet war. Die Werte können durch
setserial
nicht verändert werden, wohl aber durch isapnp
oder durch
»pciutils«.
Eine ziemlich grobe Methode besteht darin, setserial
mit der
»autoconfig«-Option zu verwenden und eine angenommene Adresse einfach
auszuprobieren (siehe
Was ist setserial?). Bei einem seriellen PCI-Port können Sie sich
den Inhalt von /proc/pci
oder /proc/bus/pci/devices
ansehen. Falls Ihr seriellen Port ein Plug-and-Play Port ist, finden
Sie weitere Informationen in den nächsten beiden Unterabschnitten.
Verfügt der Port über Jumper, gibt die Stellung der Jumper die Konfiguration wieder. Wenn es sich nicht um einen PnP-Port handelt, der Port aber durch ein DOS-Programm konfiguriert wurde, dann sind die Einstellungen wirksam, die mit diesem Programm gesetzt wurden.
PnP Ports speichern ihre Einstellungen nicht innerhalb der
Hardware, wenn der Rechner abgeschaltet wird. Ports mit Jumpern verhalten
sich genau entgegengesetzt, denn hier bleiben die Einstellungen auch
im abgeschalteten Zustand erhalten. Ein ISA PnP-Port kann sich in einem
Zustand befinden, in dem er überhaupt keine I/O-Adresse oder IRQ hat und
daher deaktiviert ist. Es sollte jedoch immer noch möglich sein, den Port
mithilfe des Programms pnpdump
(Teil der isapnptools
) zu finden.
Wenn Sie die Option »--dumpregs« verwenden, sollte die tatsächliche
I/O-Adresse und IRQ, die im Port eingestellt sind, angezeigt werden.
Bei PnP Ports macht es nicht viel Sinn, nachzusehen, wie sie unter DOS/Windows konfiguriert sind. Windows speichert die Konfiguration in der Registry, die von Linux nicht verwendet wird. Falls Sie vom PnP BIOS die Konfiguration automatisch erstellen lassen, wenn Sie Linux starten (und dabei im BIOS eingestellt haben, dass Sie kein PnP Betriebssystem haben), dann sollte Linux die Konfiguration verwenden, die im nicht flüchtigen BIOS Speicher enthalten ist.
Wenn Sie echtes PnP verwenden, wobei entweder das Betriebssystem oder
ein PnP BIOS alle Geräte konfiguriert, brauchen Sie keine IRQs einzustellen.
PnP stellt die optimalen Einstellungen fest und weist diese Werte zu.
Aber wenn Sie Linux-Werkzeuge für PnP verwenden (isapnp
und
pcitools
),
dann müssen Sie explizit Werte auswählen. Wenn Sie bereits wissen, welchen
IRQ sie verwenden möchten, können Sie diesen Abschnitt überspringen, es
sei denn, Sie möchten wissen, dass der IRQ 0 eine besondere Bedeutung hat.
Während der IRQ 0 dem Hardware Timer zugeordnet ist, hat dieser
Wert für den seriellen Port eine spezielle Bedeutung, wenn er mit
setserial
eingestellt wird. Damit wird dem Treiber mitgeteilt, dass es
keinen Interrupt für den Port gibt und der Treiber wird Polling verwenden,
d.h. den Port selbständig in regelmäßigen Zeitabschnitten nach neuen
Daten abfragen. Das ist nicht sehr effizient, kann aber verwendet werden,
wenn es einen Interrupt-Konflikt oder einen falsch eingestellten
Interrupt gibt. Der Vorteil dieser Vorgehensweise liegt darin, dass Sie
nicht zu wissen brauchen, auf welchen Interrupt die Hardware eingestellt ist.
Sie sollte nur als Notlösung verwendet werden, bis Sie einen richtigen
Interrupt gefunden haben, den Sie verwenden können.
Im allgemeinen gilt, dass jedes Gerät seinen eigenen IRQ verwenden sollte, eine gemeinsame Nutzung sollte vermieden werden. In einigen Fällen ist dies aber erlaubt, z.B. bei Verwendung der meisten Multi-Port Karten. Aber selbst wenn dies möglich ist, ist es nicht sehr effizient, denn jedesmal, wenn ein gemeinsam verwendeter Interrupt auftritt, muss zunächst festgestellt werden, welches Gerät ihn ausgelöst hat. Falls möglich, sollte also jedem Gerät ein eigener Interrupt zugeordnet werden.
Bei älteren Kernelversionen konnten serielle IRQs nur bei den meisten Multi-Port Karten gemeinsam genutzt werden. Ab der Kernelversion 2.2 können serielle IRQs in manchen Fällen auch gemeinsam von allen seriellen Ports verwendet werden. Damit die gemeinsame Nutzung funktioniert, muss der Kernel mit der Option »CONFIG_SERIAL_SHARE_IRQ« übersetzt worden sein, und die Hardware der seriellen Ports muss die gemeinsame Nutzung unterstützen. Selbst wenn Sie also einen Kernel ab Version 2.2 einsetzen, ist es das Beste, gemeinsam verwendete Interrupts zu vermeiden.
Die Hardware der seriellen Ports läßt sich häufig nur auf eine
kleine Auswahl von möglichen IRQs einstellen. IRQ Konflikte sollen auf
jeden Fall vermieden werden. Ihr PC wird üblicherweise so eingestellt
sein, dass ttyS0
und ttyS2
auf IRQ 4 und ttyS1
und
ttyS3
auf IRQ 3 liegen. Ein Blick in /proc/interrupts
zeigt, welche IRQs von den gerade laufenden Programmen verwendet
werden. Sie werden wahrscheinlich keinen dieser IRQs verwenden wollen.
Bevor IRQ 5 für Soundkarten genutzt wurde, wurde er oft für serielle
Ports verwendet.
Das folgende Beispiel zeigt, wie Greg (Autor des Serial HOWTO)
die Interrupts in /etc/rc.d/rc.serial
gewählt hat. rc.serial
ist ein Shellskript, das beim Start aufgerufen wird (es kann evtl. auch einen
anderen Namen haben oder in einem anderen Verzeichnis stehen). Bei
neueren setserial
-Versionen (ab 2.15) werden die IRQs nicht mehr
auf diese Art eingestellt, aber dieses Beispiel soll die Wahl der
IRQs zeigen:
/sbin/setserial /dev/ttyS0 irq 3 # serielle Maus
/sbin/setserial /dev/ttyS1 irq 4 # Wyse Terminal
/sbin/setserial /dev/ttyS2 irq 5 # Zoom Modem
/sbin/setserial /dev/ttyS3 irq 9 # USR Modem
Standard IRQ Zuordnungen:
IRQ 0 Systemtaktgeber
IRQ 1 Tastatur
IRQ 2 programmierbarer Interrupt Controller
IRQ 3 serielle Schnittstelle ttyS1
IRQ 4 serielle Schnittstelle ttyS0
IRQ 5 Soundkarte oder paralleler Druckerport 2
IRQ 6 Diskettenlaufwerk
IRQ 7 paralleler Druckerport 1
IRQ 8 Echtzeitsystemuhr
IRQ 9 löst IRQ 2 aus
IRQ 10 frei
IRQ 11 frei
IRQ 12 PS/2 Mausanschluss
IRQ 13 mathematischer Koprozessor
IRQ 14 primärer IDE Kanal
IRQ 15 sekundärer IDE Kanal
Die Lösung für die Auswahl der IRQs gibt es nicht. Aber Sie sollten sicherstellen, dass der serielle IRQ nicht von der Hauptplatine oder anderen Karten verwendet wird. Die IRQs 2, 3, 4, 5, 7, 10, 11, 12 oder 15 sind mögliche Kandidaten. Beachten Sie, dass IRQ 2 und IRQ 9 identisch sind. Sie können diesen Interrupt 2 oder 9 nennen, der serielle Gerätetreiber versteht beide Namen. Wenn Sie eine sehr alte serielle Karte einsetzen, kann es sein, dass Sie IRQs ab 8 nicht verwenden können.
Die IRQs 1, 6, 8, 13 oder 14 sollten Sie niemals verwenden. Diese IRQs
werden von der Hauptplatine verwendet. Nach Abschluss der Konfiguration
sollten Sie /proc/interrupts
überprüfen, während die Programme
aktiv sind, die die Interrupts nutzen. So können Sie Konflikte erkennen.
Die I/O-Adresse der Grafikkarte »IBM 8514« (und ähnliche) ist angeblich
0x?2e8, wobei ? für 2, 4, 8 oder 9 steht. Dies kann mit der I/O-Adresse
von ttyS3
, 0x02e8, Konflikte ergeben, falls der serielle Port die
führende Null der hexadezimalen Adresse ignoriert; dies sollte eigentlich
nicht so sein, kommt aber häufig vor. Wenn Sie versuchen, ttyS3
mit dieser I/O-Adresse zu betreiben, könnte es also Schwierigkeiten geben.
Falls möglich, sollten Sie Standard-Adressen verwenden. Die Adressangabe bezeichnet die erste Adresse eines 8 Bit langen Bereichs. Z.B. bedeutet 3f8 in Wirklichkeit den Bereich 3f8-3ff. Jedes serielle Gerät (und ebenso andere Gerätetypen, die I/O-Adressen verwenden) benötigt seinen eigenen eindeutigen Adressbereich. Es sollten keine Überlappungen existieren. Dies sind die Standardadressen für die serielle Schnittstelle:
ttyS0 Adresse 0x3f8
ttyS1 Adresse 0x2f8
ttyS2 Adresse 0x3e8
ttyS3 Adresse 0x2e8
Vergessen Sie nicht, auch den Gerätetreiber
mithilfe von setserial
auf die entsprechenden Werte einzustellen,
nachdem Sie die Hardware fertig konfiguriert haben. Bei normalen seriellen
Schnittstellen (kein PnP) werden I/O-Adressen und IRQs entweder direkt auf
der Karte durch kleine Steckbrücken, sog. Jumper, oder mithilfe eines
DOS-Programms eingestellt. Der Rest dieses Abschnitts behandelt nur
serielle PnP Ports. Hier ist eine Liste der Möglichkeiten, um serielle
PnP Ports zu konfigurieren:
ttyS0
(COM1) oder ttyS1
(COM2)).isapnp
für einen PnP Port (kein PCI-Bus).I/O-Adressen und IRQs müssen durch PnP bei jedem Systemstart in den Hardware-Registern eingetragen werden, da PnP Hardware sich die Werte nicht selbständig merkt, wenn das System abgeschaltet wird. Eine einfache Möglichkeit, dies zu erreichen, ist, in einem PnP BIOS einzustellen, dass Sie nicht mit einem PnP Betriebssystem arbeiten. Das BIOS wird dann automatisch bei jedem Start die richtigen Werte einstellen. Dies kann aber Probleme mit Windows verursachen (Windows ist ein PnP Betriebssystem), wenn Windows unter einem BIOS gestartet wird, das davon ausgeht, dass Windows kein PnP Betriebssystem ist. Weitere Informationen hierüber finden Sie im Plug-and-Play HOWTO.
PnP wurde entwickelt, um die I/O-IRQ Konfiguration zu automatisieren,
aber die Arbeit mit Linux wird damit (zumindest nach dem gegenwärtigen
Stand der Entwicklung) nicht einfacher. Die Standard-Kernels für Linux
unterstützen PnP nicht besonders gut. Wenn Sie einen Patch für den Linux
Kernel verwenden, um daraus ein PnP Betriebssystem zu erstellen, dann
sollten, wie oben erwähnt, alle Einstellungen vom Betriebssystem vorgenommen
werden. (Ein Patch ist ein kleines Programmpaket, welches den Quellcode
vor dem Compilieren modifiziert, um Fehler zu beseitigen oder neue
Funktionalitäten zu ermöglichen.) Aber wenn Sie andere Geräte als
die serielle Schnittstelle auf diese Weise konfigurieren möchten,
werden Sie feststellen, dass Sie manche Gerätetreiber dennoch von
Hand konfigurieren müssen, weil viele Treiber nicht für ein PnP Linux
geschrieben wurden. Wenn Sie isapnptools
oder das BIOS verwenden,
um eine PnP Konfiguration durchzuführen, werden dadurch nur die beiden
Werte in die Hardware-Register des seriellen Ports eingetragen, und
wahrscheinlich werden Sie dennoch setserial
verwenden müssen.
Nichts davon ist einfach oder gut dokumentiert (Stand: Anfang 1999).
Weitere Informationen finden Sie im Plug-and-Play HOWTO und in den FAQs
zu den isapnptools
.
Während die Verwendung eines PnP Betriebssystems oder der
isapnptools
in der mitgelieferten Dokumentation erläutert wird,
ist dies nicht der Fall, wenn Sie ein PnP BIOS zur Konfiguration
verwenden möchten. Nicht alle PnP BIOS Versionen unterstützen dies
vollständig. Das BIOS bietet normalerweise ein Menü, um die ersten beiden
seriellen Schnittstellen im CMOS zu konfigurieren. Häufig sind die
Einstellmöglichkeiten sehr begrenzt. Wenn in den Menüs nichts anderes
angeboten wird, werden die ersten beiden seriellen Ports lediglich
auf die Standard I/O-Adressen und IRQs eingestellt (siehe
Namen und Nummern von Devices am seriellen Port ).
Ob Sie es nun mögen oder nicht, ein PnP BIOS wird die PnP-Konfiguration (I/O-IRQ) der Hardware beim Einschalten des PC durchführen. Dies wird vielleicht nur zum Teil erledigt, und der Rest muss vom PnP Betriebssystem erledigt werden (das Sie vielleicht nicht haben). Oder das BIOS geht davon aus, dass Sie kein PnP Betriebssystem haben; in diesem Fall werden alle PnP Geräte vollständig konfiguriert, nicht jedoch die Gerätetreiber. Das ist, was Sie wollen, aber es ist nicht immer einfach herauszufinden, was genau das PnP BIOS getan hat.
Wenn Sie im BIOS einstellen, dass Sie kein PnP Betriebssystem verwenden, sollte das PnP BIOS alle seriellen PnP Ports konfigurieren, und nicht nur die ersten beiden. Wenn Sie MS Windows 9x auf dem selben PC installiert haben, könnte es möglich sein, dass das BIOS die I/O-IRQ Werte im nicht-flüchtigen Speicher gesichert hat, die für den Betrieb von MS Windows benötigt werden. Wenn Sie gerade die aktuelleste Version dieses HOWTOs lesen, lassen Sie mich wissen, ob Windows die Werte dort abspeichert. Falls ja, werden vom BIOS die gleichen Werte auch für Linux verwendet. Wenn Sie herausfinden, welche Werte von Windows gewählt wurden, sollten sie auch für Linux gültig sein.
Wenn Sie eine neue PnP Steckkarte einbauen, sollte das BIOS seine PnP Konfiguration entsprechend anpassen. Es kann sogar nötigenfalls die I/O-IRQ Zuordnungen der exisitierenden Geräte ändern, um Konflikte zu vermeiden. Zu diesem Zweck verwaltet das BIOS eine Liste der nicht-PnP Geräte und ihrer jeweiligen Konfiguration. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass Sie im BIOS eingestellt haben, wie diese nicht-PnP Geräte konfiguriert sind. Eine Möglichkeit, dies im BIOS einzustellen ist z.B. die Verwendung des Programms ICU unter DOS/Windows.
Aber wie können Sie herausfinden, was das BIOS genau getan hat, so dass Sie den Gerätetreiber entsprechend konfigurieren können? Das BIOS selbst kann einige Informationen hierzu bereitstellen, entweder in den Einstellungsmenüs oder durch Bildschirmmeldungen beim Start des Rechners, siehe auch Wie ist die Hardware des seriellen Ports eingestellt?
Wenn die richtigen Werte für I/O-Adresse und IRQ auf der Hardware eingestellt
sind, müssen Sie auch sicherstellen, dass der setserial
-Befehl bei jedem
Systemstart aufgerufen wird. Siehe
Systemstart-Konfiguration.
Dieser Begriff wird im Abschnitt
Flusskontrolle
näher erläutert. Falls möglich, sollten Sie immer Hardware Flusskontrolle
verwenden. Das Kommunikationsprogramm oder getty
sollte eine Möglichkeit
anbieten, Hardware Flusskontrolle einzustellen (und wenn Sie Glück haben,
ist dies die Standardeinstellung). Dies muss sowohl im Modem (durch einen
Initialisierungs-String oder standardmäßig) als auch im Gerätetreiber eingestellt
sein. Ihr Kommunikationsprogramm sollte beides richtig behandeln.
Sollte dies nicht der Fall sein, müssen Sie die Hardware Flusskontrolle selbst einstellen. Beim Modem sollten Sie sicherstellen, dass diese Option entweder durch einen Initialisierungs-String oder standardmäßig aktiviert wird. Wenn Sie den Gerätetreiber entsprechend konfigurieren wollen, sollte dies am besten durch eine Datei durchgeführt werden, die beim Booten ausgeführt wird. Siehe hierzu Systemstart-Konfiguration . Sie müssen für jeden seriellen Port, für den die Hardware Flusskontrolle eingeschaltet werden soll, folgende Zeile einfügen:
stty crtscts < /dev/ttyS2
Wenn Sie überprüfen wollen, ob die Flusskontrolle eingeschaltet ist, können Sie
dies wie folgt tun: In einem Terminalprogramm wie minicom
oder ähnlichen
geben Sie »AT&V« ein, um zu sehen, wie das Modem konfiguriert ist.
Suchen Sie nach »&K3«, dies bedeutet Flusskontrolle. Dann überprüfen
Sie, ob der Gerätetreiber richtig eingestellt ist, indem Sie
stty -a < /dev/ttyS2
eingeben. Suchen Sie in der Ausgabe nach »crtscts« (ohne ein führendes Minuszeichen, dies würde bedeuten, dass die Flusskontrolle ausgeschaltet ist).